Thermik und das Perpetuum
Mobile
von
SC
Zweifelsohne steht unsere
Zivilisation an einem Abgrund. Die drohende Weltenergiekrise scheint klare
Überlebensstrategien zu diktieren: Sicherung der Rohölvorräte. Kaum zu
leugnen ist, dass hiervon die Militäraktionen der US-Administration in
letzten Jahren nicht unwesentlich motiviert sind.
Mithin erscheint es recht und billig, dass die Alternative zum Rohölverbrauch
aus dem Land der unbedachtesten Verbraucher kommt: den USA.
Die Hunt Aviation
hat ein Flugzeug entwickelt, das ohne Treibstoff fliegt. In Kreisen derer,
die das Phänomen der Thermik kennen, nichts neues. Drachen- und
Gleitschirmflieger können vollkommen ohne Rohölverbrauch auskommen.
Nicht auf die altbewährte Thermik aber stützt sich das neue Projekt.
Nein, neueste Technik wird eingesetzt. Die Dichte des Luftfahrzeuges wird
zunächst soweit verringert, dass das Flugzeug zu schweben und zu steigen
beginnt - wie ein heliumgefüllter Luftballon wegen der Auftriebskräfte.
Wenn es schön weit nach oben gestiegen ist, pumpt man Luft hinein, so,
dass es fällt - wie ein Stein aufgrund der Schwerkraft. Mithilfe von Flügeln
soll es die Höhe wie ein Segelflugzeug abgleiten, sich also über Grund
fortbewegen.
Die Energie, die die Pumpen für den
Transport der Luft aus dem Flugzeug hinaus, beziehungsweise in das
Flugzeug hinein benötigen, wird während des Fluges mithilfe von Windrädern
außerhalb des Flugzeuges gewonnen.
Solchermaßen fungiert das Gerät als Perpetuum Mobile. Wenn man auf die
Fortbewegung über Grund verzichtet und die Windräder auf senkrechtes
Fallen optimiert, wird Energie produziert. Und zwar mehr, als in das
System hineingesteckt wurde.
Die Lösung der Weltenergieprobleme. Respekt!
Allerdings: dass das Geld und auch
die Ideen im Nirwana verschwinden werden, wird selbst dem
naturwissenschaftlichen Laien spätestens dann klar sein, wenn er sich die
Frage stellt, warum dieses wahrhaft simple Prinzip nicht jetzt schon
eingesetzt wird, um Energie zu gewinnen.
Solche Überlegungen sind aber begründbar und tragen hier nichts zur
Beurteilung der Sache bei.
Wir zollen Respekt dem Aufbäumen des Amerikaners gegen eherne
Naturgesetze, und seinen Investitionen in die Zukunft. In einer
demokratischen Welt ist es der Mensch, der bestimmt; nach dem Selbstverständnis
des Amerikaners ist dieser Mensch der Amerikaner. Auch für Naturgesetze
gibt nicht einen Grund, sich dem amerikanischen Primat nicht zu beugen.
Europäische Augen mögen in den Bemühungen des Mr. Hunt einen vollkommen
fehlgeleiteten Aktionismus sehen. Wir Europäer mögen genauere Kriterien
zur Erkennung von Windmühlenflügeln entwickelt haben. Es liegt
allerdings nahe zu vermuten, dass der Amerikaner als solcher 'Don
Quichotte' nicht kennt. Windmühlenflügel wären in seiner Anschauung
nicht von anderen Objekten unterschieden. Somit manifestiert sich hier
immerhin der gute Wille.
Um nun ein Urteil zu fällen, erinnern wir uns des Rechtsgrundsatzes 'in
dubio' - 'im Zweifel für den Angeklagten' und applaudieren dem
forschenden Scharfsinn, der an verantwortlicher Stelle in einer
amerikanischen Waffenfabrik sehr viel für den Weltfrieden leisten könnte.
Solch harmlose Menschen braucht die Welt! Spönne Herr Bush nur von einem
Perpetuum Mobile, wäre unsere Welt friedlicher. |