Segelfliegen in Reutte-Höfen
von
Eric Svenson
Der folgende Bericht soll
eine kleine Anregung sein für Alpensegelflug-Einsteiger und auch für
fortgeschrittene Alpenflieger, die mal etwas neues abseits von eigenen
Platz kennen lernen wollen. Reutte bietet sich hierfür gut an, da
Vereins- und Platzfremde Flugzeuge und Piloten gerne aufgenommen werden,
was man ja nicht von allen Flugplätzen behaupten kann.
Direkt am Flugplatz gibt
es Gelegenheit zum Camping; sanitäre Einrichtungen sind auch nicht weit,
zu der Qualität der 2 Flugplatzkneipen kann ich leider nichts berichten,
da wir uns immer selbst versorgt haben. Auf dem Platz haben sich auch jede
Menge Dauercamper aus Schwaben eingerichtet; anscheinend ist Reutte die nächste
Möglichkeit, aus dieser Gegend in die Alpen zu kommen.
Anfahrt und Lage
Aus Richtung München
kommend fährt man am Besten die Autobahn bis Garmisch, dann weiter über
Ehrwald nach Reutte. Von Osten kommend (z.B. auch aus Unterwössen) kann
man die Autobahn in Richtung Bregenz an Innsbruck vorbei bis Telfs fahren,
dann weiter über den Fernpass nach Reutte. (Recht Kurvenreiche, aber schöne
Strecke; mit Anhänger befahrbar)
Der Flugplatz befindet
sich vor dem Ortsteil Reutte-Höfen und ist über die Strasse 198 zu
erreichen.
Flugplatz
In Reutte gibt es eine
Grasbahn mit einer Länge von 850 m in Richtung 05/23. Am Platz wird neben
Segelflug auch Motorflug durchgeführt; weiterhin ist ein
Rettungshubschrauber am Platz stationiert. Falls jemand Reutte mit dem
Motorsegler oder Motorflugzeug besuchen will: Kurz anrufen (PPR) und vor
allem die Platzrunde außen um den Schlossberg rum beachten!
Blick vom Schlossberg nach Westen auf den Platz.
Im Hintergrund die Gaichtspitze
Es wird ausschließlich
Windenbetrieb durchgeführt, d.h. Starts zu Streckenflügen machen erst ab
dem späten Vormittag, wenn der Hangwind beginnt, Sinn. Das ist sicherlich
ein Nachteil für Piloten mit sehr großen Streckenflugambitionen.
Die Winde ist (zumindest
für die Unterwössen-E-Winde gewohnten) enorm stark im Anzug; man
erreicht zuverlässig Ausklinkhöhen von ca. 350-400 m.
Nach dem Ausklinken wird
man meistens sofort den Schlossberg im Osten ansteuern, die zuverlässigste
Aufwindquelle in Platznähe. Früheres Wegkommen ist angeblich über die
Gaicht südwestlich des Platzes möglich (Einheimische oder Dauercamper
fragen!), hier geht es aber gerade unter Gipfel, recht turbulent zu.
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Schlossberg
Der Schlossberg befindet
sich direkt östlich des Platzes; es handelt sich um einen langgezogenen
Bergrücken an dessen nordöstlichem Ende sich zwei Schlossruinen
(Ehrenburg) befinden. Wenn man direkt nach dem Ausklinken die obere
Schlossruine ansteuert, wird man knapp unter Grat ankommen. Der Hang trägt
nur auf einem recht kurzen Stück zwischen der unteren Ruine und einer
Scharte jenseits der oberen Ruine. Unter Grat geht der Hang recht zäh,
wird dann aber über Grat sofort deutlich besser, wobei das beste Steigen
oft beim Wenden über der unteren Ruine mitgenommen werden kann.
Blick auf den markanten Schlossberg.
Im Hintergrund der Tauern (rechts) und der Zwiesel (links).
Am Hang gelten die üblichen
Hangflugregeln, wobei hier (natürlich über Grat) auch gekreist werden
darf. Da am Schlossberg (vor
allem, wenn er nicht vernünftig geht) sehr viel Verkehr sein kann und
auch gekreist wird, muss man wirklich äußerste Vorsicht walten lassen,
die Augen immer offen halten und auch damit rechnen, dass andere sich mal
nicht an die Regeln halten!
Bei einer Höhe von 600 m
GND kann man bequem in Richtung Ost zum Tauern (siehe unten) abfliegen;
auf dem Weg kann man an dem Buckel mit der Hochspannungsleitung und am
Hang des Tauern vielleicht noch etwas Steigen mitnehmen.
Tauern
Der Tauern liegt im Osten
zwischen dem Plansee, dem Heiterwanger See und dem Reutter Talkessel. Das
beste Steigen findet man hier an der westlichen Bergrippe, die ins Reutter
Tal abfällt. Hier kann nach Hangregeln geflogen werden, dabei wird die
Acht, die am Hang geflogen wird, gewissermaßen um diese Nase herumgedrückt,
um immer im besten Steigen zu sein. Eine Verlängerung des Hangflugs in
Richtung Plansee macht wenig Sinn, man wird wahrscheinlich nur Fallen
vorfinden.
Direkt auf der Bergrippe
ist eine Jagdhütte zu sehen, diese kann als Höhenmarke dienen; falls man
unter diese Hütte absinkt sollte man sich langsam auf den Rückweg in
Richtung Schlossberg machen (auch mit einer Ka8 kommt man dann noch recht
bequem hin).
Falls vor der Bergnase
ein Bart zu finden sein sollte, macht es auch Sinn einzukreisen, nur bitte
Rücksicht nehmen auf andere Flugzeuge, die im Hangflug unterwegs sind!
Auch hier gilt: Vorsicht, entgegenkommende
Flugzeuge sind im Hangflug oft erst spät zu sehen, außerdem auf
kreisende Flugzeuge achten, wenn man Hang fliegt!
Bei ausreichender Höhe
kann man jetzt vom Tauern zum Zwiesel im Nordosten überwechseln.
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Zwiesel
Am Zwiesel kann man
probieren, entlang des Bergrückens gegenüber dem Tauern im Hangflug in
Richtung Plansee Höhe zu gewinnen; es kann hier, vor allem an der Scharte
kurz vor dem See, recht turbulent werden. Besser funktioniert hat es
(zumindest bei mir) in die Mulde am Zwiesel einzufliegen; über dem Geröllstreifen
in Talmitte stand oft ein recht schöner Bart. Dieser ermöglicht genug
Ausgangshöhe um beispielsweise weiterzufliegen zu den Soldatenköpfen
(ebenfalls recht schöne Bärte). Auf dem Weg dahin hat man einen sehr schönen
Ausblick auf den Plansee und den Tauern. Von hier aus ist es dann auch
nicht mehr weit über das Tal hinweg nach Südosten, am Eibsee vorbei in
Richtung Zugspitze; hier waren gute Bärte über Ehrwald etwa in Höhe der
Seilbahn-Talstation (Vorsicht, Seile !). Am Zugspitzmassiv kann man,
entsprechende Windrichtung vorausgesetzt, ohne viel Höhenverlust in
Richtung Garmisch vorfliegen.
Alternativ kann's dann
auch Weitergehen in Richtung Mieminger oder Imst.
An dieser Stelle muss ich
leider meinen kurzen Bericht beenden, denn über das Zugspitzmassiv bin
ich bei meinem ersten (und bisher einzigen) Aufenthalt noch nicht
herausgekommen!
Was vielleicht auch noch
ganz interessant ist: Wenn man über den Säuling am Talausgang von Reutte
wegfliegt, hat man eine ganz gute Aussicht auf Füssen und kann auch mal
eine Runde über dem Schloss Neuschwanstein drehen. |